AG Unser Wasser geht auf Sendung!

Wir reden Klartext! – in der Sendung Klartext des Bürgerradios Ems-Vechte-Welle am 27. Juli 2021, 19:00 bis 20:00 Uhr

Am 27. Juli 2021 war es soweit: Das zweite Mal konnten wir mit den Hörern vom Bürgerradio Ems-Vechte-Welle in Kontakt treten. Eine knappe Stunde lang hatten wir die Gelegenheit, Argumente für den Erhalt des Grundwassers in Lengerich, Handrup und Umgebung auszutauschen und Begründungen darzulegen, warum das geplante Wasserwerk des Wasserverbandes Lingener Land (WVLL) und die vom Landkreis genehmigten Pumpversuche den Natur- und Wasserhaushalt dieser Region nachhaltig und dauerhaft schädigen. Diesmal wegen Corona nicht im Studio, sondern direkt vor Ort bei Ramings Mühle, in der Nähe der Förderbrunnen,    wo die Auswirkungen der Pumpversuche bereits sichtbar sind. (Link zum Mitschnitt am Ende dieses Beitrags)

Erster Schwerpunkt war unsere Petition an den Landrat des Landkreises Emsland, Marc-André Burgdorf. Da seit Antragstellung der Pumpversuche weder Wasserverband noch Landkreis bereit waren, die Hinweise und Erkenntnisse der Betroffenen einfließen zu lassen, blieben nur zwei Wege, um in eine Diskussion einzusteigen. Einerseits eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Osnabrück, wo die Korrektheit des Antrags und der Geneh-migung geprüft wird. Andererseits der Start einer Petition als verankertes Bürgerrecht.

Mit der Petition fordern wir den sofortigen Stopp der Pumpversuche. Obwohl eine hohe Anzahl Betroffene und Mitfühlende in der Bevölkerung unsere Bedenken und Forderung stützen, sieht die Politik immer noch keinen Handlungsbedarf, und die Genehmigungbehörde will erst einmal die juristischen Verfahren abwarten. Das ist für uns nicht nachvollziehbar und inakzeptabel. Denn die Petition bezieht sich auf die schon jetzt eintretenden Auswirkungen des Pumpversuchs und nicht auf den Verwaltungsvorgang.

Der Pumpversuch muss gestoppt werden, um die Natur vor weiteren Schäden zu bewahren, so die Forderung der Petition. Wir können belegen, dass der Pumpversuch erheblich größere schädliche Auswirkungen auf die hiesige Flora und Fauna hat, als es der WVLL den Kommunen und der Bevölkerung weismachen will. Nicht nur unsere eigene Messungen und Messstellen bestätigen dies.

Zudem stellen wir gravierende Abweichungen zu den Prognosen der Antragsunterlagen fest, u.a., weil der WVLL in seinen hydrologischen Berechnungsmodellen (ausschließlich am Computer!) Parameter benutzt,      die er überdies der Öffentlichkeit vorenthält. So sind die Pegelstände in der 2. Pumpstufe, wo zur Zeit mit 1,0 Millionen m³ unvermindert weiter gepumpt wird, schon erheblich niedriger als ursprünglich für die Anträge modelliert. Auch fällt das Einzugsgebiet deutlich größer aus als ursprünglich angenommen.

Wir berichteten von den Alternativen zu den Pumpversuchen, die vorhanden sind. Mehr erfahren Sie auch in Alternative Wasserförderung statt Generationenkonflikt! Fachkonferenzen wie z.B. Emslandplan 2.0 – nach-haltiges Wassermanagement in die Fläche bringen (Onlineveranstaltung des Landkreises am 03. März 2021) sind sicherlich hilfreich, das Bewusstsein zu schärfen, dass die Wasservorräte leider nur endlich sind. Es muss hier z. B. versucht werden, das Regenwasser vor Ort länger zurückzuhalten, um es in Trockenzeiten einsetzen zu können.

Die Auswirkungen des Klimawandels mit Dürre und Starkregenperioden sind überall zu spüren. Förderbedingte Absenkungen führen zu Abrissen der Pflanzen und Bäume zum Grundwasseranschluss. Der Wasserverband negiert die Absenkungen – und demzufolge die Schäden – indem er als Referenzjahr 2018 nimmt, das trock-kenste Jahr seit Aufzeichnung von Wetterdaten. Bei einem Abgleich mit den Normaljahren 2015 – 2017 kämen ganz andere Werte zustande. Dadurch ließen sich die tatsächlich förderbedingten Absenkungen erkennen, wie sie messtechnisch erfasst sind:Grundwasserstände April 2021 (1,0 Mio. m³) im Vergleich zu April 2020 (0,5 Mio. m³) und modellierte Absenkungen zur Vergrößerung auf die Grafik klicken!

In obiger Grafik erkennt man die Unzuverlässigkeit der Prognosen. Trotz besserer Wasserbilanz in 2021 sinkt der Grundwasserspiegel im Umkreis der Förderbrunnen stärker ab als zu Beginn des Pumpversuchs in 2020.

Der Pumpantrag stützt sich auf die Daten eines normalen Jahres von 2016, die Referenzwerte auf das Extrem-trockenjahr 2018. Von Fairness bei Entschädigungen kann absolut keine Rede sein, so lange durch diese Tricksereien zum einen ganze Gebiete heraus gerechnet bzw. zum anderen Absenkungen abgestritten werden. Durch diese Machenschaften werden Betriebe an den Rand ihrer Existenz gedrängt, da hilft auch nicht der ständige Verweis auf den sogenannten öffentlichen Auftrag und auf die Verpflichtung der Betriebe für die Allgemeinheit.

Wo bleibt da die Objektivität und Verantwortung der Behörden gegenüber den jetzt Betroffenen und späteren Generationen? Ein Baum ist z. B. mehr Wert als nur der Preis für einen Raummeter Holz. Ob die jetzige Flut-katastrophe hilft, das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen und wachrüttelt – hoffentlich stirbt diesmal die Hoffnung nicht zuletzt.

Die Abschlussfrage im Interview – Wem gehört das Wasser? / Wer kann die Rechte für die Grundwasser-Abschöpfung vergeben? – spricht auf den Generationenvertrag an. Diese Verantwortung für die nachfolgenden Generationen vermissen wir bei den handelnden Akteuren im Wasserverband und Landkreis. Bereits in dem Beitrag 50 Jahre Wasserverband und Ansichten von Ganz Oben vom 25. November 2015 haben wir diesbezüg-lich zum Nachdenken und Innehalten angeregt und auf die ‚Laudatio si‘ des Papstes Franziskus hingewiesen. Dort ist die Umwelt eine Leihgabe, die jede Generation empfängt und an die nächste weitergeben muss.

Einfach nur dankbar sein, dass im Untergrund Wasserreserven vorhanden sind, ohne sie abpumpen zu müssen und den Untergrund zu destabilisieren und zu entleeren, das ist die Botschaft an die heutige Generation. Wir hoffen, dass die Hörer das aufgreifen und unsere Sachargumente, die wir haben, auf dieser Homepage nach-lesen. Entweder die Artikel oder aber ganz komprimiert auf der Download-Seite, wo die Sachargumente in Tabellen, Grafiken usw. dargestellt sind.

Die Reaktion auf die Pumpversuche muss sofort erfolgen! Sprechen Sie Ihren Kreistagsabgeordneten direkt an!

Das ganze Radiointerview können Sie hier nachhören.

Aufgrund der Datenmenge und der technischen Voraussetzung, die zum Abhören der Audiodatei nötig ist, haben wir für Sie eine Protokollanfertigung gemacht. In diesem Interviewmitschnitt können Sie sich schnell und unkompliziert einen Überblick über die Radiosendung verschaffen.

zusammengestellt von: Heinrich Mönster, im August 2021

Petition übergeben – Aussagen und Strategie fragwürdig?

Kurzmitteilung der AG Unser Wasser zur Petitionsübergabe

1210 Personen haben vom 24. März bis zum 13. Juni 2021 unsere Petition zum sofortigen Stopp des laufenden Pumpversuchs in Lengerich-Handrup unterschrieben – dafür vielen Dank. Wie bereits auf der Openpetition-Seite mitgeteilt, haben wir am 16.06.2021 die Petitions-Unterschriften zusammen mit Begründungen an den Landrat Marc-Andre Burgdorf übergeben.

Im Übergabeordner haben wir die im Gespräch erläuterten Sachverhalte abgedruckt. Dazu zählen aktuelle Messdatenvergleiche, welche die den Pumpversuchen zugrunde liegenden Modellrechnungen in Frage stellen:

Messstelle nahe Brunnen IV: bei stark variierenden Förderraten weichen die Messdaten von WVLL und AGUW voneinander ab: am 19.Feb. 481 m³, am 23.Feb. 406 m³ gepumpt

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Messstelle südlich Brunnen I u. II: umliegende Messstellen durch Oberflächengewässer verfälscht, sodass Grundwasserstand am betroffenen Haus falsch modelliert ist

Zur Vergrößerung klicken Sie auf die Grafik!

Hier erkennt man die beiden Hauptprobleme der laufenden Pumpversuchsdurchführung:

  • täglich variierende Pumpraten lassen keine Ursachen für Grundwasserspiegeländerungen zu – das Ziel der hydrogeologischen Gebietsuntersuchung kann nicht erreicht werden!

  • Durch Quellen, Gräben, Vorfluter oder Bäche verfälschte Grundwassermessstellen modellieren das Gebiet falsch – Beweissicherungen für betroffene Gebiete sind so nicht möglich!

Fazit:

Der Wasserverband Lingener Land wirft die Millionen Investitionen zum Fenster raus, auf Kosten der Wassernutzer! …nicht umsonst musste der Kubikmeter-Preis jüngst von 0,91 auf 1,07 EUR erhöht werden. Hier sind die den Verband tragenden Kommunen verantwortlich!

Die betroffenen Anlieger und Wirtschafter werden für förderbedingte Nachteile und Zerstörungen nicht rechtskonform entschädigt. Genau deswegen wurde gegen die Genehmigung geklagt, was nun endlich am 8.07.2021 beim Verwaltungsgericht in Osnabrück verhandelt wird…

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Fatale Auswirkungen der Pumpversuche – wo bleibt der Notfallplan?

Grundwasserabsenkungen durch die Pumpversuche gebieten keinen Aufschub – Stopp und Abbruch der Pumpversuche: sofort!

Seit dem 09. März 2020 pumpt der Wasserverband Lingener Land (WVLL), allen Bedenken und Widersprüchen zum Trotz und ohne den anhängenden Gerichtsentscheid abzuwarten. Obwohl es erst die 1. Stufe mit ‚lediglich‘ einem Drittel (0,5 Mio. m³) der vorgesehenen 1,5 Millionen im dritten Jahr ist, übertreffen die negativen Auswirkungen unsere schlimmsten Befürchtungen: das Bruns’ Modell funktioniert nicht!

Laut dem hydrogeologischen Gutachter des Wasserverbandes – Gutachter Bruns von der CAH-GeoInfometric, dieses Gutachterbüro hat bereits für den WVLL die Absenktrichter für das benachbarte Wasserfördergebiet Grumsmühlen fehlgerechnet – würde der Absenkbereich erst zum Ende des zweiten Jahres lediglich im Lengericher Dorf und bei Brunnen IV eintreten. Bei Brunnen I und II (wo es jetzt schon deutliche Abfälle gibt!) würden keine Absenkungen stattfinden, selbst im dritten Pumpversuchsjahr nicht.

Die vom Gutachter am Computer hochmodellierten und schöngerechneten Daten entbehren in der Praxis jegliche Substanz. Bereits jetzt, nach nicht einmal drei Monaten, sind die durch die Pumpversuche verursachten Grundwasserabsenkungen substanziell. Durch die drastischen Abfälle, vielerorts schon über einen Meter, müssen in der Nähe zu den Brunnen I und II hundertjährige Hofeichen künstlich bewässert werden, damit diese nicht absterben. Übrigens: auf eigene Kosten, weil der WVLL und der Landkreis als Genehmigungsbehörde dort jegliche Beweissicherungsmaßnahmen abgelehnt haben. Weiterlesen –>

Keine Pumpversuche ohne Abbruchkriterien!

So nicht! – Stellungnahme der AGUW zur stattgefundenen Anhörung zu den Pumpversuchen – Teil III

Am 01. September 2016 beantragte der Wasserverband Lingener Land (WVLL) beim Landkreis Emsland (LK) einen auf drei Jahre angelegten Pumpversuch, um im Anschluss hieran in Lengerich-Handrup ein neues Wasserwerk einzurichten. Vergeblich suchten wir in den Antragsunterlagen glaubwürdige Aussagen zur Umweltverträglichkeit. Und da der Landkreis eine diesbezügliche Prüfung nicht für erforderlich hielt, hat der WVLL auch keine Abbruchkriterien mehr definiert. Weder Andeutungen noch sonst irgendwelche Hinweise in den Unterlagen darauf, dass das beantragte Projekt aus seiner Sicht scheitern könnte.

Kritik hierzu kam von Vertretern der Träger öffentlicher Belange (TöBs) und von den zahlreich anwesenden Einwendern. Sie sehen wie wir von der AGUW eine nachhaltige und dauerhafte Gefährdung des bisher intakten Natur- und Wasserhaushaltes durch die Pumpversuche in Lengerich-Handrup und fordern Keine Pumpversuche ohne UVP! sowie festgelegte und abgestimmte Abbruchkriterien. Dies ist ein Ergebnis der ganztägigen Anhörung am 31.05.2017 in Meppen bei der Unteren Wasserbehörde. Das 104seitige Protokoll zzgl. 60 Seiten als Anlage ist nicht nur im Umfang, sondern auch in Wort und im Inhalt stark (1). Dort sind in 36 Wortbeiträgen der Punkt ‘Fehlende Abbruchkriterien’ erörtert worden. –>Weiterlesen