Seit unserem letzten Beitrag vom 18. April 2017 Erst Fakten schaffen, dann Rechtslage klären? ist viel geschehen. Die Anhörung am 31.05.2017 in Meppen bei der Unteren Wasserbehörde fand mit für Landkreis und Wasserband Lingener Land wohl unerwartet hoher Beteiligung der Einwender statt. Das 104seitige Protokoll zzgl. 60 Seiten als Anlage ist nicht nur im Umfang, sondern auch wort- und inhaltsstark.
Seit jenem Erörterungstermin wird hinter den Kulissen mit Hochdruck weitergearbeitet. Die einen, der WVLL, um die Pumpversuche trotz aller Bedenken, Kritik und Ablehnung durchzudrücken, die anderen, so wie wir von der AGUW mit Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit, um genau dies zu verhindern. Vieles findet außerhalb der offenkundigen Beteiligung und Einbindung der Bevölkerung statt, manches wiederum ist jedoch für jedermann sichtbar. So zum Beispiel der resolute Pipelinebau des WVLL zu den Brunnen, unbeirrt von Antrags- und Genehmigungslage. Erst Fakten schaffen, dann Rechtslage klären?
Die Welt im Wasserstress – aktueller und treffender kann das diesjährige Motto der 59. Aktion Brot für die Welt nicht sein. Mit der Forderung Wasser für alle! wird auf die Wasserknappheit hingewiesen. Es ist eine nachdenkliche, aber auch traurige Botschaft. Nicht nur an die Leugner des Klimawandels und an die, die unbeirrt ein ‘Weiter so’ forcieren und erzwingen wollen. Es ist ein Appell an alle!
Bereits 2015 haben wir in 50 Jahre Wasserverband und Ansichten von Ganz Oben aus der ‘Laudatio si’ des Papstes Franziskus zitiert. Enzyklika, §159/S.138 „Der Begriff des Gemeinwohls bezieht auch die zukünftigen Generationen mit ein. (…) Ohne eine Solidarität zwischen den Generationen kann von nachhaltiger Entwicklung keine Rede mehr sein. (…) Die Umwelt ist in der Logik des Empfangens angesiedelt. Sie ist eine Leihgabe, die jede Generation empfängt und an die nächste Generation weitergeben muss.“
Leider verletzt der Wasserverband seine eigenen Grundsätze. Chronik, S.11 „…Trinkwasser (ist) unser wichtigstes Lebensmittel… die Europäische Wasserrahmenrichtlinie zur Wasserpolitik (stellt) fest, dass Wasser keine übliche Handelsware ist, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss. Wasser ist das einzige Lebensmittel, das durch kein anderes ersetzt werden kann.”
Wir haben diesen Widerspruch thematisiert. Das mittlere Grundwasserdargebot wird landesweit stetig kleiner, der Wasserstress ist in der Nähe von Trinkwasserfördergebieten am höchsten, gerade auch in der Umgebung von Lengerich-Handrup:
Klicken Sie auf die Grafik, um weitere Details für Südwest-Niedersachsen zu sehen.
Wir dürfen nicht tatenlos abwarten…
- ob der Wasserverband Lingener Land mit seinen Beschwichtigungen Recht behält, oder
- ob unsere negativen Befürchtungen für Umwelt und Natur eintreten, und
- bis die im Untergrund vorhandenen Wasserreserven vollends aufgebraucht sind!
Eine weitere Erschließung ist nicht nur sachlich, sondern auch sittlich nicht genehmigungsfähig!
Pumpversuche in Gebieten ohne nachhaltige Fördermöglichkeiten sind
- fachlich widersinnig,
- finanziell desaströs,
führen zu irreversiblen Schäden und verletzen die Zielvorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.