Nach Einsicht in behördliche Akten und Diskussionen mit dem Wasserverband Lingener Land (WVLL) hat sich unser bisheriger Eindruck verfestigt, dass eine Trinkwasserförderung in Lengerich-Handrup aufgenommen werden soll, ohne dass Alternativen hinreichend geprüft und die Folgen für Natur, Gewerbe/Landwirtschaft und Kultur berücksichtigt wurden. Über die wahren Gründe für diese mit hohem Aufwand voran getriebene Entwicklung kann man nur spekulieren. Diese läuft auf eine Konfrontation hinaus, wie man aus dem vom Hydrogeologen Dr. Steinmetz (Geonik GmbH) gehaltenen Sachvortrag [1] hervorgeht. Auf den Punkt gebracht:
Trinkwasserentnahme -> Grundwasserabsenkung -> Abriss des kapillaren Wasseraufstiegs, Risse in Grundmauern, Gewässer trocknen aus:
Der Vortrag wurde am 15. Oktober 2014 vor den Vertretern der betroffenen Gemeinden Lengerich, Handrup, Wettrup, Gersten und Andervenne gehalten, und stellt die negativen Folgen in diesem hydrogeologisch sensiblem Gebiet dar.
Die AG Unser Wasser fasste die bisherigen Erkenntnisse zusammen [2] und fordert die Gemeinden auf, den Stopp des Verfahrens unverzüglich herbeizuführen. Herr Vehring hat als Wasserverbands-Vorsteher in der Sitzung des Gemeinderates Lengerich entsprechend Pressemitteilung am 8.10.2013 (also vor 1 Jahr) zugesagt: “Gegen der erklärten Willen der Gemeinde wolle der Verband das Projekt nicht durchsetzen…“.
Der Wasserverband und die von diesem beauftragte Beratungsfirma Geo-Infometric Hildesheim (CONSULAQUA), haben weder die alten Unterlagen und Gutachten hinreichend noch die zwischenzeitlich vom LBEG erstellten Tabellen [3] insgesamt berücksichtigt, obwohl dies im Runderlass des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz vom 25.6.2007, Aktenzeichen 23-62011/1 [4], gefordert wird. Diese Tabellen beruhen auf neuesten Berichten von NLWKN und DWD.
Die vom LBEG veröffentlichten Zahlen für den hiesigen Grundwasserteilkörper Nr. 151 resultieren in eine aufgeteilte jährliche Grundwasser-Reserve von 9,31 Mio m3; der in den alten Gutachten sowie von der Geonik ermittelten Einzugsbereich für die geplante Trinkwasserförderung ist ca. nur 1/10 der Fläche des Teilkörpers 151 groß, somit verbleiben max. 1 Mio m3 für die 3 Brunnen in Lengerich-Handrup übrig.
Berücksichtigt man zudem die hiesigen Niederschläge, welche durch langjährige Beobachtungen der Alteingesessenen und neuerliche Messungen deutlich niedriger ausfallen als in den umliegenden Messstationen Lingen, Fürstenau oder Haselünne, kommt man zu dem Schluss, dass die vorgenannte Reserve von nur 1 Mio m3 nochmals weniger ausfallen werden.
Somit ergibt sich aus den vorhandenen Datenbeständen:
Eine Trinkwasserförderung von 1,5 Mio m3 pro Jahr wird in Lengerich-Handrup langfristig nicht möglich sein.
Die Verschwendung von Verbandsgeldern auf Kosten der Kunden ist sofort zu stoppen!
Eine weitere Gefährdung der bereits jetzt durch ehemalige Flurbereinigung und akute Trockenjahre stark gebeutelten Natur- und Kulturlandschaft ist zu verhindern!
Quellen:
[1] Vortrag von Dr. Steinmetz über hydrogeologische Besonderheiten in Lengerich-Handrup, anlässlich der Informationsveranstaltung mit Gemeindevertretern am 15.Oktober 2014
[2] Inhalt der Informationsveranstaltung von der AG Unser Wasser am 15.Oktober 2014, gerichtet an die Vertreter der Gemeinden Andervenne, Lengerich, Handrup, Wettrup und Gersten
[3] Tabelle 2 über nutzbares Dargebot der Grundwasser-Teilkörper in Niedersachsen-Bremen, Stand 2011
[4] Runderlass des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz zur mengenmäßigen Bewirtschaftung des Grundwassers, vom 25.6.2007